Kategorie Barrierefreiheit

Signale auf Grün: InterCity 17 fährt jetzt barrierefrei ab

Nach langem Einsatz des VdK-Projekts “ÖPNV für alle” und weiterer Akteure fährt der Intercity 17 seit Ende April barrierefrei am Chemnitzer Hauptbahnhof ab.

eine Rollstuhlfahrerin an der Einstiegstür eines Intercities
Vorstandsmitglied Anja Lippmann testete den barrierefreien Einstieg in den Intercity 17 am Chemnitzer Hauptbahnhof. © Michael Thriemer

Im Juni 2022 erhielt die Stadt Chemnitz als viertgrößte Stadt Mitteldeutschlands nach 16 Jahren wieder einen Anschluss an das Fernverkehrsnetz. Planmäßig fährt seitdem zweimal pro Tag die Intercity-Linie 17 hier nach Rostock ab, als Verlängerung der deutlich öfter ab Dresden verkehrenden Linie und ist in Sachsen als ÖPNV-Verbindung, u.a. mit dem Deutschlandticket, nutzbar.

Doch aus Sicht des Projektes „ÖPNV für alle“ beim Sozialverband VdK Sachsen enttäuschte die lange erwartete Verbesserung in Sachsen Barrierefreiheit: Die Abfahrt am Chemnitzer Hauptbahnhof erfolgte planmäßig von den Gleisen 13 oder 14, beide mit einer Bahnsteighöhe von 76 Zentimetern ausgestattet und somit für einen barrierefreien Einstieg ungeeignet. Das bedeutete, dass Fahrgäste mit einer Mobilitätseinschränkung, beispielsweise im Rollstuhl, zwingend auf den Mobilitätsservice der Deutschen Bahn AG angewiesen waren, mit entsprechender Vorlaufzeit. (Spontanes) Reisen war unmöglich, zumal zeitweise auch die zuführenden Aufzüge aufgrund von Baumaßnahmen nicht nutzbar waren.

Die barrierefreie Abfahrt von den Querbahnsteigen der Gleise 5 – 10 scheiterte an fahrstraßen- und fahrplantechnischen Schwierigkeiten. „Selbst Baumaßnahmen an der fast 100 Kilometer in der entgegengesetzten Richtung liegenden Elstertalbrücke im Vogtland wurden uns als Begründung benannt, warum eine barrierefreie Abfahrt nicht möglich sei“, gibt VdK-Projektleiter Michael Thriemer zu Protokoll.

Seit dem 16. April 2025 ist nun alles anders. Dank der Unterstützung verschiedener Akteure, darunter der Inklusionsbeauftragten der Stadt Chemnitz, dem Verkehrsverbund Mittelsachsen bis hin zum Inklusionsbeauftragten des Freistaates Sachsen, aber nicht zuletzt auch dem breiten Netzwerk vor Ort, ist die Abfahrt auf Gleis 6 gelegt worden. Am 23. April testete Anja Lippmann, Mitglied im VdK-Kreisverbandsvorstand Chemnitz, den barrierefreien Einstieg.

„Nach fast drei Jahren Kampf und vielen kuriosen Abläufen, wir sahen uns ja nach den Zusagen bereits zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 am Ziel, kann nunmehr aufgeatmet werden. Dank der Hartnäckigkeit ist eine barrierefreie Abfahrt des Zuges möglich. Dieses Beispiel zeigt aber auch deutlich, wo es in unserer Umgebung noch hapert“, freut sich Michael Thriemer über den Erfolg.

Einen Hinweis gibt er mobilitätseingeschränkten Fahrgästen noch mit auf den Weg: Die Fahrzeuge sind mit behinderungsgerechten Toiletten ausgestattet, welche die Mindestmaße erfüllen sollen. Eine Nutzung dieser Einrichtungen des Zuges mit größeren E-Rollstühlen ist jedoch nicht möglich.